Wer gute kostenlose Fotos für seine Website braucht, findet diese bei Unsplash, Pexels oder Pixabay. Diese haben eine sehr liberale Nutzungslizenz, aber es gibt einige Einschränkungen. Zudem müssen diese Plattformen irgendwie Geld verdienen, weshalb sie nebst den Gratisbildern der Community auch kostenpflichtige Bilder von kommerziellen Fotoplattformen wie iStock anzeigen. WordPress-Mitgründer Matt Mullenweg hat nun mit WordPress.org Photos eine neue Fotobibliothek angekündigt, welche die CC0-Lizenz nutzt.
Bis vor etwa 10 Jahren gab es nur zwei Möglichkeiten, um gutes Bildmaterial für eine Website zu beschaffen. Entweder man beauftragte einen Fotografen, die gewünschten Bilder im Auftrag zu schiessen – oder man griff auf vorhandenes Material von Bildagenturen wie Getty Images zurück. Beide Varianten kosteten gutes Geld und waren deshalb für viele KMU, Non-Profit-Organisationen und Private unerschwinglich. Auch das unerlaubte Kopieren fremder Bilder war keine Option mehr, seit die Bildagenturen mit Bots Jagd auf Raubkopierer machten. (Siehe dazu auch: Fremde Bilder für die eigene Websites nutzen: Was ist erlaubt?)
Wie Unsplash & Co. den Markt für Fotografie verändert haben
Plattformen wie Unsplash (gegründet 2013), Pexels (gegründet 2014) oder Pixabay (gegründet 2010) haben eine dritte Alternative geschaffen: Hier stellen Fotografen ihre Bilder kostenlos zur Verfügung – sei es, weil sie nicht davon leben müssen, sei es, weil sie sich so für bezahlte Fotoaufträge empfehlen können. Die Qualität der Fotos, die man hier findet, ist naturgemäss unterschiedlich. Aber gerade Unsplash hat sich einen Namen gemacht für hochwertige und zugleich unkonventionelle Bilder, die sich wohltuend von den 08/15-Stock-Fotos abheben.
Auch wenn man die Bilder kostenlos nutzen darf: Diese «Photo Communities» haben durchaus finanzielle Interessen. Das hat dazu geführt, dass Unsplash (2017) und Pixabay (2019) von der CC0-Lizenz auf eine eigene Lizenz gewechselt haben, welche zwar immer noch die kostenlose Nutzung auch für kommerzielle Anwendungen erlaubt, aber gewisse Einschränkungen mit sich bringt. Ausserdem werden auf diesen Plattformen zunehmend zahlungspflichtige Bilder von iStock eingeblendet. Und schliesslich wurden die Plattformen verkauft: Unsplash an Getty Images (2021), Pexels und Pixabay an Canva (2019).
Warum WordPress Photos das neue Unsplash werden könnte
Nun ist es ja nicht ungewöhnlich, dass Online-Plattformen mit einem kostenlosen Angebot starten und dieses später zu monetarisieren versuchen. Das ist auch legitim, denn der Betrieb einer solchen Plattform kostet Geld, und natürlich möchten Gründer und Investoren irgendwann den Lohn für ihre Aufbauarbeit sehen. Für den durchschnittlichen Nutzen bleiben Unsplash & Co. trotzdem gute Adressen für attraktives Bildmaterial.
Aber es ist unverkennbar, dass sich viele «Photo Communities» vom ursprünglichen Konzept entfernen, Bilder ohne direkte kommerzielle Absicht unter der liberalsten aller Creative-Commons-Lizenzen zu teilen. Gerade für Fotografen, deren Bilder ja die Grundlage für den Erfolg dieser Plattformen darstellen, ist es unbefriedigend, dass ihre kreative Arbeit immer mehr zum Rohmaterial für die Geschäftsmodelle von grossen Unternehmen werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Ankündigung von Matt Mullenweg, unter wordpress.org/photos eine Fotobibliothek mit CC0-Lizenz aufbauen zu wollen, durchaus interessant. Nicht zufällig geht eine solche Initiative von einer Schlüsselfigur der Open-Source-Bewegung aus, wo die freie Nutzung von immateriellen Dingen zentral ist. Zudem hat Mullenweg Unsplash in der Vergangenheit öffentlich wegen ihrer «troubled history and ethics» kritisiert.
Wie wichtig das WordPress Photo Directory dereinst werden wird, ist im Moment schwer abzuschätzen. Die Ankündigung im Rahmen der «State of the Word 2021» war denkbar unspektakulär und auch leicht chaotisch: Sie umfasste nur ein paar wenige Sätze kurz vor Ende der 1-stündigen Präsentation, Mullenweg wusste nicht einmal die URL auswendig und vermischte WordPress Photos mit der ebenfalls neuen Bildersuchmaschine Openverse.
Aber WordPress hat eine ungeheure Reichweite: 43 Prozent aller Websites dieser Welt nutzen WordPress, wie Mullenweg bei der gleichen Gelegenheit bekannt gab. Zudem existiert rund um WordPress eine sehr aktive Community – da könnte schnell eine substanzielle Menge an Bildern zusammenkommen. Die angekündigte Integration in den WordPress Core könnte das Ihre dazu beitragen, dass WordPress Photos schon bald zu einem relevanten Player unter den Photo-Communities werden könnte.
P.S. Das obige Foto habe ich selbst gemacht – aber Sie können es jederzeit von WordPress Photos herunterladen und kostenlos nutzen, auch für kommerzielle Zwecke. Sie müssen mich nicht um Erlaubnis bitten, und sie müssen mich nicht einmal als Urheber nennen. Das ist es, was die Creative Commons Zero Licence (kurz CC0) erlaubt.